Remisengebäude in Melsungen (Hessen)

Gründerzeitliches Wohn- und Wirtschaftsgebäude von 1902 einer ehem. Sanatoriumsanlage. Instandsetzung, Umbau, Ausstattung und Außenanlagen Entwurf, Ausführungsplanung, Ausschreibungen und Bauleitung
Bauherr: B. Braun Melsungen AG
In Zusammenarbeit mit Planungsgruppe Bau + Energie, Kassel

Neben dem eigentlichen Sanatoriumsgebäude sind das Ärzte- und Gästehaus und das Kessel- und Waschhaus im damaligen Stil des Historismus und einige Erweiterungsbauten aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erhalten geblieben.

Etwas abseits auf dem Gelände am steil abfallenden Südhang zum Pfieffetal, hat sich außerdem das Kutschen- und Remisengebäude der ehemaligen Heilstätte erhalten. Als Wohnhaus für Angestellte der Heilstätte erbaut und später um einen Stall und Garagenanbauten erweitert, erfüllte es Jahrzehnte seinen Zweck.

In den vergangenen 50 Jahren wandelte sich die Nutzung des Ziegelsteingebäudes mit Fachwerkobergeschoss und pittoresken Zwiebeltürmchen jedoch immer mehr zu einem Abstellort mit allen Begleiterscheinungen des schleichenden Verfalls.

Die Substanz des Hauses war bereits durch immense Feuchtigkeitsschäden im Keller- und Erdgeschoss und fehlenden Bauunterhalt stark geschädigt.

Nutzungskonzept

Der Wunsch der Auftraggeber war es, das Remisen- und Kutschengebäude als Bestandteil des historischen Ensembles, bestehend aus Sanatoriumsgebäude, Gästehaus, Kessel- und Waschhaus zu erhalten, instand zu setzen und zu nutzen.

Gewünscht wurde eine repräsentative und doch dem einfachen Haus gerechte werdende Nutzung mit anspruchsvoller Ausstattung, als Ort für Gespräche im größeren Kreis mit Bewirtungsmöglichkeit, aber auch für Zusammenkünfte in kleinerer Runde in der wohnlichen Atmosphäre eines Bibliotheks- und Kaminzimmers. Im Obergeschoss sollte ein Büro mit Vorraum als Sekretariat und im Dachgeschoss sollten mehrere Archivräume entstehen.

Gebäudebeschreibung

Das Haus ist zeittypisch im Stil des Historismus erbaut. Es besteht im Kernbau aus einem Ziegelsteinbau im Erdgeschoss und einem Fachwerkobergeschoss aus Nadelholz mit verputzten Gefachen. Die Dächer sind als Walmdach mit Schlepp- und Fledermausgauben gebaut. Westlich wurde das Haus um einen eingeschossigen, teilverputzten Ziegelsteinanbau im gleichen Stil des Kernhauses als Stall erweitert. Auf der Nordseite entstand ebenfalls nachträglich ein eingeschossiger Anbau mit drei Rundbogenöffnungen und einem mit Schiefer gedeckten Turmaufsatz mit einer Spitze aus Zink und stilisierten Blütenmotiven.

Der Anbau wurde sehr wahrscheinlich für die sanatoriumseigenen Feuerwehrfahrzeuge genutzt. Der Turmaufsatz diente wahlweise zur Schlauchtrocknung und für die Einbringung von Getreide und Heu auf den Dachboden des Anbaues. Der Dachboden wurde für die Lagerung von schweren Lasten mit einer Stahlkappendecke gebaut. Auf der Ostseite wurde das Haus später im gleichen Stil um einen zweigeschossigen Anbau erweitert.

Die Erschließung des Hauses erfolgt von der Südseite über ein Treppenhaus, dessen Funktion durch die vorspringende Fassade und einem quer zur Hauptdachrichtung gebauten Giebel betont wird.

Genutzt wurde es sehr wahrscheinlich vom Kutscher des Sanatoriums. Im Erdgeschoss standen die Kutschen, später die Motorfahrzeuge und im Obergeschoss war eine Wohnung untergebracht. Der Dachboden war durch eine Räucherkammer unterteilt.

Zahlen und Fakten
Auftraggeber: B. Braun Melsungen AG Melsungen (Hessen)
   
Grundstücksfläche Grundstücksfläche um das Haus ca. 6000,00 qm
   
Bruttorauminhalt: BRI 2.201 m3
   
Nettogeschossfläche: NF 550,00 qm
   
Etagen: Im Saalanbau ein Vollgeschoss und Spitzboden
   
  Im Haupthaus zwei Vollgeschosse und ausgebauter Dachboden
   
  Im Anbau mit Turm ein Vollgeschoss und ausgebauter Dachboden  
   
Räumlichkeiten im EG: Foyer, Saal, Küche, Bibliothek- und Kaminzimmer, behindertengerechte Toiletten, Außenbereiche mit Terrassen und Freiflächen
   
Räumlichkeiten im OG: Sekretariat, Büro
   
Räumlichkeiten im DG:   Archivräume, Technikräume, Lüftungsanlage Küche
   
Baubeginn der Remise: nicht genau bekannt, laut Baubeschreibung: „Heilstätten Stadtwaldpark und Moltkefels in Melsungen und Nieder- Schreiberhau, Schmieden und Boethke, Berlin“, Archivbestand B. Braun Melsungen, erfolgte die Erbauung um 1903
   
Sanierungsbeginn: 4. Quartal 2005
   
Fertigstellung: 3. Quartal 2007
   
Baukonstruktion: Bruchsandsteinfundamente, neue Stahbetonbodenplatten im EG
Gewölbedecke aus Ziegelstein im Weinkeller, Granitplattendecke im Treppenhaus zum Kelller
   
  Ziegelsteinaußenwände im Erdgeschoss, teilweise zweischalig
   
  Fachwerkaußenwände im Obergeschoss mit verputzen Ziegelsteingefachen
   
  Holzbalkendecken und eine Stahl/Ziegelsteinkappendecke im Bibliotheksraum
   
  Fenster und Türen aus Holz, teilweise als Brandschutztüren, Holzdachkonstruktion mit Dämmung, Tonziegeldeckung
   
  Wärmedämmung aus Zellulosedämmstoffen WLZ 040, graphit gebundenes Partikelschaumgranulat WLZ 035, Perliteschüttung WLZ 030, Resol- Hartschaumplatten WLZ 024